Integration

FlaRakGrp 22 in Bayern

Rathaus Landsberg

24.05.2010

Fortsetzung Bericht von Von Thomas Wunder

Landsberg, Penzing:

„Es gibt Kräfte, die der Bundeswehr negativ gegenüber stehen“, sagte Oberstleutnant Uwe Bergmann. Daher sei er der Stadt dankbar, das Rathaus für den Empfang und den Hauptplatz für den Appell nutzen zu dürfen. Letzterer sei eher dezent gehalten worden. „Wir sind uns der Geschichte des Platzes bewusst“, sagte der Kommandeur der FlaRakGrp 22 unmittelbar vor dem feierlichen Appell, der musikalisch vom Luftwaffenmusikkorps 1 aus Neubiberg begleitet wurde. Alle Einheiten der FlaRakGrp 22 hatten Aufstellung genommen.

Wie Uwe Bergmann beim Empfang sagte, beobachtet er derzeit eine Rückkehr zum Soldatischen in der Bundeswehr. Diese Entwicklung betreffe auch die Soldaten aus Penzing, die derzeit unter anderem im Kongo, im Kosovo oder in Afghanistan stationiert sind. Seine Einheit sei eine der technisch modernsten in der Luftwaffe, der Standard der Ausbildung auf höchstem Niveau. Die Zukunft seiner Einheit sieht der Kommandeur nicht nur bei der Umsetzung von Einsätzen in Krisenregionen. Für Oberst Klaus Schuster, den Standortältesten des Standorts Landsberg, liegt die eigentliche Aufgabe der Einheit in der Landesverteidigung. Dafür habe sie den parlamentarischen Auftrag erhalten. Allzu sorglos dürfe Deutschland in puncto Sicherheit nicht sein.


Wie wichtig die „sichtbare“ Unterstützung durch Bevölkerung und Politik für die Soldaten ist, sagte Brigadegeneral Klaus Habersetzer mit Blick auf die Belastungen und Opfer durch die vielen Auslandseinsätze. „Heute sind wir wieder so weit, dass Kinder sagen, mein Vater ist im Krieg gefallen“, sagte Oberstleutnant Christian Patzier vom Flugabwehrgeschwader 5. Was die Soldaten im Ausland teilweise leisten müssten, sei bei der Bevölkerung noch nicht angekommen.


Dass die Bundeswehr heute nicht mehr so präsent ist wie früher, ist Hillrich von der Felsen aufgefallen. Fahrzeuge und Uniformen seien aus dem täglichen Leben verschwunden. Der ehemalige Kommandeur sorgte mit seiner launigen Rede für Kurzweil, sprach aber auch ernste Themen an. 65 Jahre in Frieden seien nicht selbstverständlich. „Wir haben uns in Zeiten des Kalten Krieges nah an der Front gefühlt.“


Norbert Kreuzer, der Zweite Bürgermeister der Stadt Landsberg, betonte, dass die Soldaten im Landkreis willkommen waren und sind. Die Mehrzahl der Bevölkerung stehe hinter den Einsätzen. Wie die im Einzelnen ablaufen, davon konnten sich die vielen Gäste beim Besuchertag informieren, bei dem die Einheit unter anderem ihr Waffensystem Patriot präsentierte. Daneben zeigten eine Ausstellung und ein Film die Geschichte des Verbandes.


Es war ein buntes Programm, das die Besucher erwartete. Während sich die Kinder in der Hüpfburg oder der Spielecke austobten, durften die Eltern einen Blick auf modernste Elektronik zur Überwachung des Luftraumes oder das Innerste der verschiedenen Fahrzeuge der Einheit werfen. Bei Blasmusik, Bier und Brotzeit blieb zudem noch viel Zeit für Gespräche mit den Soldaten und den Vertretern der Patengemeinden Unterdießen, Ettringen, Großaitingen und Penzing. Schließlich waren die Feierlichkeiten auch ein großes Wiedersehen vieler ehemaliger Kameraden.

Mehr Bilder vom Appell und dem Besuchertag im Internet unter

landsberger-tagblatt.de oder Zugang zu der gesamten Bildergalerie (ONLINE



letzter Aufmarsch

Letzter Aufmarsch 12.12.2012

Um exakt 17.54 Uhr traten der Standortälteste Oberst Klaus Schuster und der Bürgermeister der Heimatgemeinde Penzing der FlaRakGrp 22, Johannes Erhard, vor die Formation und Oberstleutnant Stephan Pillmeier. „Meine Herren, ich melde die Flugabwehrraketengruppe 22 ab.“

Damit gehe auch eine Ära zu Ende, befand der letzte Kommandeur der Einheit. Und bei all der Wehmut, die er unter seinen Soldatinnen und Soldaten seit der Auflösungsentscheidung täglich wahrgenommen habe, ist er auch stolz darauf, genau an dem Tag mit solch einem besonderen Datum Abschied nehmen zu dürfen. „Die FlaRak hat ein solch besonderes Datum wie den 12.12.12 verdient.“ Allerdings ist Pillmeier ein Mensch, der Vergangenes sehr wohl wahrnimmt und vielleicht auch bedauert. Doch sein Blick sei stets nach vorne gerichtet, jeweils die Herausforderungen im Fokus, denen zu begegnen ist. Dies habe er seinem Verband mit auf den Weg gegeben, den er die vergangenen zweieinhalb Jahre als Kommandeur geführt hat. Bis zuletzt hatten die rund 500 Soldatinnen und Soldaten der Flugabwehrraketengruppe darauf gehofft, dass Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière im Oktober des vergangenen Jahres eine bessere Nachricht als die Auflösung des Verbandes bereithalten würde.

Oberstleutnant Stephan Pillmeier sah „genügend Vorteile für einen Verband im Süden“, der Verteidigungsminister und seine ministeriellen wie auch militärischen Zuarbeiter offenbar nicht. Wer weiß, so war im Vorfeld des Abschiedsappells immer wieder zu hören, wie die Entscheidung ausgefallen wäre, hätte es damals schon das Hilfeersuchen der Türkei an die Nato-Partner gegeben, mit Patriot-Staffeln seine rund 900 Kilometer lange gemeinsame Grenze gegen eventuelle Raketenangriffe aus Syrien zu schützen. Für die Erfüllung solcher Hilfeersuchen sind die Soldatinnen und Soldaten der FlaRakGrp 22 bestens ausgebildet und mehrfach hervorragend zertifiziert. Noch kurz vor dem Auflösungsbeschluss war die Penzinger Truppe von einem Schießen auf Kreta zurückgekehrt – wieder einmal mit Bestergebnis.

Ref: Augsburger Allgmeine vom 12.12.2012, (Dieter Schöndorfer)

 

Bericht von Dieter Schöndorfer. Bilder in der Galerie von Thorsten Jordan

Das ist jedoch inzwischen alles Makulatur. Die modernen Flugabwehrsysteme wurden abgegeben, von den bei Pillmeiers Kommando- Übernahme rund 820 Soldatinnen und Soldaten sind mit Stand gestern nur noch knapp 300 übrig. Diese Zahl wird sich nach dem Jahreswechsel noch einmal auf rund 150 bis 160 Soldaten reduzieren.

Geplant ist eine Dienstpostenzahl – nach dem Wegfall von noch einmal etwa 40 Soldaten aufgrund Vorruhestandsregelungen und Ähnlichem – von rund 120 bis auf 125 Dienstposten. Die werden dann noch einmal bis zu zwei Jahre im Fliegerhorst verbleiben und das zurückbleibende Gerät niedrigerer Konfiguration als das nach Nord-deutschland verschickte, instand zu halten.

Diese Geräte – unter anderem Startgeräte und Feuerleitstellen (Radar) – stehen zum Verkauf an. Oberst Klaus Schuster: „Davon hängt natürlich auch die Verweildauer der Soldaten in Penzing ab.“

Damit endet die Geschichte der Flugabwehrraketengruppe 22 in Penzing und in der Bundeswehr. Und eine Prognose des damaligen stellvertretenden Kommandeurs des Flugabwehrraketengeschwaders 5, Oberstleutnant Christian Patzier, bei der Kommandoübernahme von Stephan Pillmeier im August 2010 hat traurige Aktualität gewonnen.

In seiner Ansprache schloss Patzier mit dem Hinweis auf die Neustrukturierung der Bundeswehr: „Die Maßnahmen werden einschneidend für alle sein.“ Dass die Tragweite in der Konsequenz für die FlaRakGrp 22 so dramatisch werden würde, konnte damals wohl keiner ahnen. Generalmajor Klaus Habersetzer, selbst Kommandeur der FlaRak von 1996 bis 1999, schloss seine kurze Ansprache gestern mit den Worten: „Sie haben alle treu gedient.“

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